Der SPD ist es in beschämender Art und Weise gelungen, die Berufsbildenden Schulen Wesermarsch in der Öffentlichkeit zu diskreditieren. In ihren Reden am Montag zum Antrag aller anderen (!) Fraktionen im Kreistag, einen Anbau am Berufsbildungszentrum Wesermarsch zu errichten, nannte der SPD-Fraktionsvorsitzende die Berufsschule „einen bunten Gemischtwarenladen“. Diese mindestens rhetorische Herabwürdigung missachtet das vielfältige fachliche und qualitativ hochwertige Bildungsangebot der verschiedenen Berufsschulzweige – darunter so seltene Fachrichtungen wie Bootsbauer. Aber sie schmälert auch die Leistungen der Lehrkräfte in der BBS und erweckt den Eindruck, die Auszubildenden würden hier in der Wesermarsch keine fachlich adäquate berufliche Schulbildung bekommen können.
Wer gewinnt von einer solchen falschen Argumentation? Die Berufsbildenden Schulen in Friesland, namentlich Varel, und in Bremerhaven, auch in Delmenhorst und Oldenburg. Dorthin schicken die Unternehmen ihre Auszubildenden, wenn sie den Eindruck haben, in der Wesermarsch gibt es keine passende oder keine qualitativ hochwertige berufliche Schulausbildung. Zwei Nordenhamer SPD-Kreistagsabgeordnete opfern also den Ruf der Berufsbildenden Schulen Wesermarsch – wir vermissen den Aufstand der anderen SPD-Abgeordneten, die im Kreisausschuss zum Teil sogar noch für die Lösung der Kreistagsmehrheit gestimmt haben sollen.
Schließlich fordert die SPD ganz neue, inhaltliche Lösungen für die Berufsschule und spricht von versäumten Chancen. Dazu zwei Anmerkungen: Erstens ist der Landkreis als Schulträger nur für die Rahmenbedingungen der Schule zuständig, nicht für deren inhaltliche Programme – das macht die Schulleitung zusammen mit den Schulgremien, in denen auch Schülervertreter sitzen. Zweitens: Es ist geradezu höhnisch, dass ausgerechnet die SPD jetzt Veränderungen von der Schulleitung der BBS einfordert. Diese Veränderungen hätten die Schulleitungen der Berufsbildenden Schulen bereits eingeleitet – seit 2013 liegen hierzu Konzepte vor zur notwendigen Rahmenveränderung. Es gab nur eine Bremse, die wesentliche Veränderungen blockierte: die SPD.
Wenn sich SPD-Männer im Alter von über 70 Jahren ohne pädagogische Ausbildung im Kreistag hinstellen und dem Schulleiter sagen wollen, wie er seine Schule organisieren soll, dann ist dies die höchste Form von Stammtischbesserwisserei. Die SPD sollte um Entschuldigung bitten – bei der Berufsschulleitung, aber auch bei allen Lehrkräften und Schülern der Berufsbildenden Schulen Wesermarsch!
Außerdem sei angemerkt, dass die Unterstellung des SPD-Abgeordneten Uwe Thöle, der CDU-Fraktionsvorsitzende Torsten Lange würde „seine Mehrfachfunktion als Lehrer an der OBS 1“ und als Kreistagsmitglied „für seine Zwecke nutzen“, eine nicht hinnehmbare Entgleisung darstellt, die das gesamte Klima in der Kreispolitik nachhaltig beschädigt.
Veröffentlicht in: Kreiszeitung Wesermarsch, NWZ Wesermarsch